Digitalisierung der Jagdverwaltung in Baden-Württemberg

Das zukunftsweisende Projekt „Wildtierportal Baden-Württemberg“ ermöglicht, dass Jäger ihre Jagdstrecken mit der Software Cadenza digital erfassen, weiterverarbeiten und auswerten können.

BildSchluss mit der Zettelwirtschaft im Jagdbereich – so lautet das erklärte Ziel des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL). Damit Jägerinnen und Jäger in dem waldreichen Bundesland die Erfassung ihrer Jagdstrecken nicht mehr umständlich analog dokumentieren müssen, arbeitet seit 2018 das LGL gemeinsam mit dem Karlsruher Unternehmen Disy Informationssysteme GmbH und anderen Partnern am digitalen „Wildtierportal Baden-Württemberg“. Eine Jagdstrecke (kurz: Strecke) bezeichnet in der Jägersprache die „gestreckte“ und damit erlegte Jagdbeute. Das Wildtierportal ist Teil der Digitalisierungsstrategie der Landesforstverwaltung und wurde vom LGL in enger inhaltlicher Abstimmung mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. für das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) entwickelt. Dieses bundesweit einmalige Projekt bietet öffentlich zugänglich umfassende Informationen rund um die Jagd und Wildtiere sowie Themen aus den Bereichen Wildtierforschung und Wildtiermonitoring.

Wildtierportal Baden-Württemberg digitalisiert die Jagdverwaltung

Mit der Freischaltung des Wildtierportals Baden-Württemberg wurde jetzt ein Meilenstein für die Jagdverwaltung erreicht: Neben dem öffentlichen gibt es den internen Portalbereich, in dem Jägerinnen und Jäger nach der Registrierung ihre Strecken digital erfassen. Darüber hinaus können die Revierverantwortlichen nun zahlreiche Verwaltungsschritte digital vornehmen und beispielsweise Fördermaßnahmen zentral beantragen und abrechnen.
Die Benutzerfreundlichkeit der neuen Anwendung zeigt sich gleich beim Einloggen: Die Anmeldung erfolgt über das sogenannte Single Sign-on (SSO); das bedeutet, dass der Benutzer im Anschluss an eine einmalige Authentifizierung nach dem Login Zugriff auf alle Komponenten des internen Bereichs hat. Im Rahmen der Revierverwaltung gewährleistet ein intelligentes Rollenkonzept, dass jeder Benutzer nur den Zugang zu seinem Jagdrevier erhält. Und auch der Datenzugriff ist klar geregelt: So dürfen beispielsweise Jagende in ihren Revieren alle erfassten Strecken mit Koordinaten sehen, während die Untere Jagdbehörde nur Zugang zu den aggregierten Strecken erhält. Damit die Reviere auch kartografisch dargestellt werden können, sind fast alle Jagdreviere Baden-Württembergs mit ihren genauen geografischen Grenzen hinterlegt.

Reviermanagement – Jagdstrecken digital erfassen und verwalten

Herzstück des Reviermanagements ist die digitale Erfassung und Verwaltung der Jagdstrecken auf Basis von Cadenza Web. In der Fachanwendung lassen sich die Pflichtfelder über hinterlegte Wertetabellen komfortabel erfassen. Die Plausibilitätsprüfung im Hintergrund bildet Abhängigkeiten bei der Dateneingabe ab und verbessert damit die Datenqualität. Daneben dienen Karten zur Orientierung bei der Bestimmung der Koordinaten, wo welches Tier erlegt oder auch ggf. tot aufgefunden wurde. Neben den allgemeinen Merkmalen können bei der Streckenerfassung auch weitere Attribute erhoben werden, wie etwa auffällige Krankheitsmerkmale, was bei der Bekämpfung von Seuchenkrankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sehr hilfreich ist.

Jagdstrecken mit der App „Wildtier BW“ erfassen

Für die einfache Streckenerfassung im Wald wurde die App „Wildtier BW“ entwickelt. Diese App ist eine mobile Fachanwendung, mit der sich die gleichen Pflichtangaben wie im Webportal über hinterlegte Wertetabellen erfassen lassen. Die einheitliche Datenerfassung über beide Kanäle ist wichtig – schließlich werden am Ende alle Streckenmeldungen in dieselbe Datenhaltung übernommen.
Damit die Koordinaten der Strecken mithilfe von Karten jederzeit erfasst werden können, wurde die Kartenkomponente von Cadenza Mobile in die App „Wildtier BW“ integriert. Die offlinefähige Kartenkomponente von Cadenza Mobile bietet einen großen Mehrwert bei der mobilen Datenerfassung. Denn häufig ist der Mobilfunkempfang im Wald sehr schwach. In diesen Fällen können die Jägerinnen und Jäger trotzdem sofort ihre Erfassung vornehmen und sie dann später ins System einspeisen.

Wildtierportal Baden-Württemberg ist Werkzeug mit Zukunftspotenzial

Das LGL zeigt sich mit dem Projektverlauf insgesamt sehr zufrieden. Vor allem das agile Projektmanagement auf Basis von Scrum habe sich bewährt. Die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern sei optimal – auch weil Disy besondere Stärken in den Bereichen Erfassung, Aufbereitung und Bereitstellung von Geodaten hat. Deshalb kann das LGL dem Präsidenten des Landesjagdverbandes Dr. Jörg Friedmann nur recht geben, wenn dieser sagt: „Das Wildtierportal ist ein Werkzeug mit Zukunftspotenzial. Die Registrierung von Streckenmeldungen ist der Anfang, Anwendungen für die Revierverwaltung oder die Wildbretvermarktung werden nach und nach weitere Vorteile für unsere Jägerinnen und Jäger bringen.“

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